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* Schloss Aprath *
Unser Bergisches Land ist von einem Netz von Ortschaften überschwommen, deren Namen auf "rath, roth und rad" ect. ausgehen. Zu dieser Gruppe heimischer Ortsnamen gehört auch Aprath, im 12. Jahrhundert Abentröthe genannt, d.h. "Rodung des Abtes". Die Aebte von Werden durften das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, die Kultivierung unseres Ortes betrieben zu haben, zogen sich jedoch auf einem ihrer Abteizugehörigen Gut "Abbetrode" im Jahr 1248 in zwei hörige Familien zurück. Doch geschieht des Ortes schon 1214 Erwähnung. In diesem Jahre gab Guda, Aebtissin des adeligen Ferurenstiftes zu Gerresheim, den Hof am Fuss der Isenburg dem Grafen Friedrich von Altena. Dieser trat ihm dagegen die Hälfte des Hofes "Wiboltrathe" zwischen Gräfrath und Wald gelegen und heute Wibbelrath genannt ab, welches er vom Schulten zu "Abetrothe" käuflich erstanden hatte.
Im 14. und 15. Jahrhundert hauste dort ein Geschlecht derer von Aprath, welche sich nach ihrem Besitz benannten. Ein Glied dieses Geschlechtes, ein Junker Hermann von Abtrode, scheint ein kriegerischer Herr gewesen zu sein; wenigstens sagte ihm im Jahr 1405 die Stadt Cöln Fehde an, wie auch andere Adeligen der Gegend. Zum letztenmal erscheint das Geschlecht von Aprath im Jahre 1435. Kurze Zeit nachher begegnen wir den Herren von Borchem oder Borgheim aus Iserlohn im Besitz Apraths. Ein fünfspeichiges rotes Rad in silbernem Felde war ihr Wappen. Dieses Geschlecht kam durch Heirat mit dem Geschlecht von Neuenhof in Verbindung. das Geschlecht von Neuenhof oder Neuhof gelangte durch Theodor von Neuhof, König von Korsika, im 18. Jahrhundert zu weltgeschichtlicher Bedeutung. Diesem König von Korsika zeigte Napoleon, wie man den Purpur um die Schulter zu schlagen habe. "Aber das Leben gab ihm eine Königskrone und versagte ihm Brot", lautet die Inschrift seines Grabsteines in London, wo er in einem ärmlichen Dachzimmer, kaum aus dem Schuldturm entlassen, seine Abenteurerlaufbahn beschloss.
Ums Jahr 1500 brachte eine Erbtochter das Geschlecht von Berchem Aprath an das reichbeglückte Bergiche Adelsgeschlecht Quad. Johann Quad vom Hause Rade ( jetzt Roth, nördlich von Düsseldorf) trat diesen Besitz an. An diese Familie von Quad erinnert, um das nebenbei zu bemerken, der Quadenhof in Gerresheim, jetzt noch im vollen Zauber der Ritterburgen-Romantik vergangener Jahrhunderte prangend. Im Jahre 1501 erhob Herzog Wilhelm von Berg die noch heute neben dem Schloss Aprath gelegene Mühle zur Bannmühle. Einen anderen Besitzer von Aprath aus der Familie Quad, Georg Quad, treffen wir im Jahre 1527. Im Jahr zuvor hatte sich die Tochter des Bergischen Herzogs, Sibilia, mit dem Kurprinzen von Sachsen auf Schloss Burg vermählt. Da die Braut fast ein Kind war, blieb sie noch bis zum nächsten Jahr in Düsseldorf, um dann mit einem überaus glänzenden Gefolge nach Torgau geleitet zu werden. Zu diesem Gefolge gehörte auch unser Aprather Herr Georg Quad.
In der Folgezeit, namentlich im 17. Jahrhundert, finden wir Aprath im Besitz verschiedener Adelsfamilien, bis es in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts an das Geschlecht von Syberg kam und zwar an die Linie, welche zu Vörde bei Dinslaken ansässig war. Diese Familie begünstigte den Bau der Kirche in Solingen und unterstützte manche protestantische Gemeinde in ausgiebigster Weise. Auch das Schulwesen lag einem Syberg am Herzen. Den Gottesdienst im Schloss zu Aprath liessen den evang. Pfarrer zu Mettmann und Ratingen verrichten. Herr Johann Abraham Friedrich von Syberg zu Aprath liess 1722 das Schloss in der Form aufführen, welche es bis vor dem Umbau durch Rumpff hatte. Er war wie seine Eltern für die protestantische Lehre in Kitche und Schule eifrig bemüht. Sein Hauptprediger und Erzieher war der berühmte märkische Geschichtsforscher Johann Dietrich von Steinen, dessen "Westfälische Geschichte" in vielen dicken Bänden noch heute als eine ganz hervorragende Geschichtsquelle gilt. v.Steinen wurde 1699 geboren, weilte von 1721-1722 in Aprath, kam dann als 2. Prediger nach Isselburg und später nach seinen Geburtsort Frömmern in der Grafschaft Mark. Im Jahre 1749 wurde er General-Inspektor der luth. Gemeinden von Friedrich dem Grossen, welchem er den ersten Teil seiner "Westfälischen Geschichte" widmete, zum Konsistorialrat ernannt. Er starb im Jahre 1759. Leider ging bei dem Brande Frömmerns durch Soubise seine Handschriftliche Sammlung in Flammen auf.
Die Tochter von Johann Friedrich Abraham von Syberg, Anna Elisabeth Julianne, geboren 1724, brachte Aprath ihrem Gemahl, dem Freiherrn Leopold Christina von dem Bottlenberg, gen. Kassel, auf Hackhausen bei Ohligs, zu. Sie ruht seit 1762 in der reform. Kirche zu Solingen. Die letzte dann aus dieser Familie ging im Alter von 54 Jahren mit dem 27 jährigen Unterleutnant von Wiederholt eine Ehe ein, wodurch diesem Aprath zufiel.
Im Jahre 1810 ging Aprath in bürgerlichen Besitz über. Von diesem Jahre an erstand nämlich Ernst Theodor Gottlieb Dewiz unser Rittergut. Im folgenden Jahr ging die Aprather Fruchtmühle an die Familie Köttgen über. Von Dewiz existiert noch eine grosse Anzahl Anekdoten erster Erzählungen im Munde aller Leute der dortigen Gegend. In dem kleinen, seit kurzem abgeholzten Tannenwäldchen, welches sich vor dem Schlosse die Höhe hinanzieht, ruht er mit seiner Holden und Tochter. Kaum kenntlich ist die Stelle noch, wo er seine Ruhestätte fand. Nach ihm kam Aprath in die Hände des Gutsbesitzers Wolters, ging dann an den unvergesslichen Karl Rumpff über, der dem Schloss seine jetzige Gestalt gab und "Burg Aprath" im ehemaligen "Küchenbusche" aufführte. dann kam Gamp, wieder Wolters und kürzlich Willy Bergmann in das Eigentum.
Herr Willy Bergmann schuf durch Umänderungen, Renovierung und durch vorzügliche Verpflegung in seiner Restauration einen romantischen, komfortablen und zugleich behaglichen Aufenthaltsort.
Der Text stammt von einer 37 cm großen Klapp-Postkarte, die ca. 1902 bis 1906 für das Schloss Aprath gedruckt wurde und einen Poststempel vom 9.4.1906 trägt.
Der Text wurde freundlicherweise von Frank Werner zur Verfügung gestellt.
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